Stereo - CD des Monats: Polychoral Splendour

09.08.2012 | Wencke Wallbaum Rezension & Veröffentlichung & Künstler & Award Stereo - CD des Monats: Polychoral Splendour

Vollständige Rezension:
Stereo | 9/2012 (September) | Reinmar Emans | 1. September 2012


Seit einigen Jahren wird in Fribourg an einem Projekt zur Musik in schweizerischen Klöstern gearbeitet, das bereits für einige wirklich interessante Veröffentlichungen die Verantwortung trug. In diesem Fall rückt die Schüler-Lehrer-Beziehung zwischen Heinrich Schütz in Dresden und Giovanni Gabrieli in Venedig in den Blick. Aufgrund der besonderen architektonischen und auch akustischen Bedingungen des Markusdoms experimentierte insbesondere Gabrieli mit der Doppel- und Mehrchörigkeit, die Schütz in seinen Lehrjahren dort kennen gelernt und - wie seine "Psalmen Davids" belegen - verinnerlicht hat.Da sich mehrchörige Kompositionen akustisch nur schwer ohne Verluste aufnehmen lassen, ging man hier einen Schritt weiter. Die Klosterkirche Muri sorgte trotz anderer akustischer Eigenheiten als der Markusdom für ideale Bedingungen. Auf vier Eckpunkten der Emporen, partiell sogar noch unter Einbeziehung eines mittigen Punktes unten wurden die unterschiedlich besetzten Chöre je nach musikalischen Bedürfnissen postiert. Die Koordination der weit auseinanderstehenden Musiker bereitet naturgemäß allerhand aufführungspraktische Probleme, die Johannes Strobl aber hörbar sehr gut in den Griff bekommen hat. Jedenfalls wurde so eine Breiten- und Tiefenstaffelung möglich, die gewiss die eigentliche Besonderheit dieser CD ausmacht. Dass sich diese nicht unbedingt auf die Trennschärfe auswirkt, sei nicht verschwiegen. Dafür aber breitet sich bereits beim Hören auf zwei Kanälen eine prachtvolle Atmosphäre mit herrlich trocken knarzenden Bläsern und einer mitunter verstärkend brausenden Orgel aus, die erst bei mehrfachem Hören ihre klanglichen Meriten preisgibt.

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