audite schwört weiterhin auf SACD

31.08.2006 Neues audite schwört weiterhin auf SACD

aus pizzicato 6/2006


MAXIMALE QUALITÄT, AUCH FÜR DEN RADIOWECKER

Ludger Böckenhoff von Audite schwört weiterhin auf die SACD. Nach Jahren der Missmut schauen die Klassik-Labels etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Die Verkaufszahlen ihrer Produkte sind im Jahr 2005 nicht nur nicht weiter zurückgegangen, sondern haben sogar leicht zugelegt. Eine der großen Hoffnungen der Branche war die Super Audio Disc, SACD, mit Surround Sound, die einen neuen, verbesserten Komfort beim Hören garantiert. Leider sind jetzt die großen Labels schon wieder von dieser Marschroute abgewichen, weil sie auf ein neues Format mit noch mehr Speicherkapazität warten, die Blue Ray Disc. Andere halten an der SACD fest, und einer von diesen Label-Chefs ist Ludger Böckenhoff von Audite. Rémy Franck hat sich mit ihm unterhalten.

SACD ist immer noch ein Thema, und Sie sind einer der Verfechter dieses Formats. Auf der anderen Seite hört man, dass andere Labels bereits abspringen. Sie glauben aber immer noch an das Format SACD?

Es sind die so genannten Majorlabels, die jetzt ihre anfänglich geäußerte Unterstützung zu diesem Format langsam, aber sicher einstellen, wahrscheinlich auch weil bereits ganz offen an den nächsten Tonträgerformaten gebastelt wird, Stichwort Blue Ray Disc. Das ist natürlich ganz klar ein Geschäftsinteresse, und dieses Interesse gilt dem viel größeren Markt Video. Für Video mag ein neues Format mit viel höheren Datenmengen tatsächlich eine Notwendigkeit sein; für mich als Verantwortlichen eines reinen Audiomusikverlages ist alles, was über die SACD hinausgeht, im Moment mal ein Rückschritt. Die SACD ist einfach in der Bedienung, sie ermöglicht die Wiedergabe von sechs Audio-Kanälen in einer unglaublichen und verlustfreien Qualität – das ist sicherlich mit noch dichteren Formaten nicht zu überbieten. Wenn neue Formate mit Gewalt in den Musikbereich hinein gedrückt werden, werden die Konsumenten wehmütig an die Zeit der SACD zurückdenken, die Plug and Play im besten Sinne des Wortes ist. Doch noch ist es nicht so weit und auch wenn die Majors nicht mehr mitmachen, so gibt es dennoch ganz schwergewichtige Labels, die der SACD die Treue halten. Zu alledem kommt noch dazu, dass die Rezeption einer CD wesentlich schlechter ist als die einer SACD. Mit der CD ist das Klischee eines Wegwerfmediums verbunden und das ist mit der SACD zum Glück nicht der Fall!

Ist denn der Erfolg der SACD als solcher auf dem Markt schon sichtbar, verkaufen Sie mehr, weil Sie in SACD produzieren?

Das ist von Markt zu Markt, von Region zu Region sehr verschieden. In Amerika z.B. ist SACD recht erfolgreich. In Europa reagieren die Kunden sehr unterschiedlich. Deutschland ist sicherlich auch ein positiver Markt für diese Art Tonträger, andere Länder tun sich schwerer damit.

Haben Sie Erkenntnisse gewonnen, über welche Typen von Anlagen die Leute Klassik-SACD’s hören? Werden sie meistens über Home Cinema-Anlagen abgespielt oder haben viele Leute schon hochwertige Surroundanlagen?

Ich habe da keine belegbaren Zahlen! Seien wir realistisch: Wahrscheinlich werden 98% unserer SACDs auf normalen CD-Playern abgehört, davon etliche im Radiowecker des Schlafzimmers oder im Küchenradio und die restlichen über die Stereoanlage. Das kann mich als Produzent aber nicht daran hindern, ein Medium anzubieten, das in der Lage ist, maximale Qualität zu liefern. Und das ist die SACD!

Und der Surround - Effekt ist nach wie vor für Sie ein deutlicher Gewinn: viele Leute wissen wohl gar nicht, was sie versäumen, wenn sie nicht Surround abhören?

Also nach wie vor bin ich immer noch überzeugt vom Thema Surround! Aber man darf es nicht vom Inhalt, vom Programm und dessen Interpretation abkoppeln. Surround allein bringt nichts, wenn nicht auch die Qualität der Musik stimmt.



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