Fono Forum | 5/1999 | Lars Franke | 1. Mai 1999
Wohlklingender Anachronismus
Die Werke der italienischen Komponistin Matilde Capuis (geb. 1913) sind klangschöne und teilweise in ihrer Wucht beeindruckende Schöpfungen aus festMehr lesen
Die Werke der italienischen Komponistin Matilde Capuis (geb. 1913) sind klangschöne und teilweise in ihrer Wucht beeindruckende Schöpfungen aus fest in der Spätromantik wurzelndem Geist. Man ist mit dem Vorwurf von zu spät gekommener Musik oft leichtfertig verfahren, etwa bei Rachmaninoff, doch im Unterschied zu ihm vermag Matilde Capuis in diesen Stücken nicht zu beweisen, daß das Verdikt falsch ist: Selbst ihre besten Ideen führen zu relativ wenig und erlauben nicht, sich an ihnen festzuhalten. Die Diskrepanz zwischen musikalischem Trachten und inhaltlicher Substanz (von Fragen der strukturellen Stringenz ganz zu schweigen) ist offenkundig. Die schrofferen beiden letzten Sonaten sind noch die gedankenvollsten der hier vorgelegten Kompositionen.
Den beiden Interpretinnen fehlt es an jener Präzision und Verfeinerung, die den Werken ein prägnanteres Gesicht hätten geben können. Die Intonation von Gabriele Derendorf neigt, besonders im Diskant, zu unangenehmer Schärfe, und Krista Kern entwickelt nicht immer Sinn für die Feinheiten des Klaviers. Das Klangbild ist präsent und unaufdringlich. Der Begleittext von der Komponistin selbst ist in seiner redlichen Naivität schon fast kränkend banal.
Die Aufnahmen dürften wohl nur für den ausgesprochen fanatischen Cellosammler von Interesse sein, den die motivischen Ähnlichkeiten der ersten Sonate mit dem Kopfsatz von Griegs überragender Violoncellosonate nicht überraschen sollten. Im ganzen leider wirklich nur ein wohlklingender Anachronismus.
Die Werke der italienischen Komponistin Matilde Capuis (geb. 1913) sind klangschöne und teilweise in ihrer Wucht beeindruckende Schöpfungen aus fest