Musik in Bayern | Heft 52/1996 | Raimund W. Sterl | January 1, 1996
Die Vielzahl der im Musikhandel erhältlichen CDs mit barocker Orgelmusik erfährt mit den hier eingespielten Stücken eine angenehme Bereicherung.Mehr lesen
Die Vielzahl der im Musikhandel erhältlichen CDs mit barocker Orgelmusik erfährt mit den hier eingespielten Stücken eine angenehme Bereicherung. Die gut getroffene Auswahl demonstriert zugleich ein Kapitel süddeutscher Orgelmusikgeschichte, die Johann Kaspar Kerll (1627-1693), Organist in Wien und München, und der in Stuttgart tätig gewesene Johann Jakob Froberger (1616-1667), der Schöpfer der Klaviersuite, mitgeprägt haben. Entscheidender Anteil an dieser Stilrichtung kommt auch Johann Pachelbel (1653-1706) zu, der die süddeutsche Orgelkunst Frobergers nach Mitteldeutschland gebracht und mit seinen Werken sowohl die in ihrem Pedalumfang zumeist recht beengte süddeutsche Orgel wie auch die mit der größeren Baßklaviatur ausgerüsteten Instrumente Mittel- und Norddeutschlands bedacht hat. Der Weltpriester Theodor Grünberger (1756-1820), in München nach der Säkularisation am Schullehrerseminar als Orgel- und Singkunstprofessor tätig, präsentiert sich mit seiner kurz vor der Jahrhundertwende geschriebenen zweiten Orgelmesse (ein Vergleich mit Max Regers Opus 59 ist nicht angebracht, obwohl er sich der Aktualität der Stücke wegen geradezu aufdrängt) als Vertreter der Wiener Klassik; er hat mit Mozart nicht nur das Geburtsjahr gemeinsam, sondern im „Cantabile“ („Unter der Wandlung“) besagter Orgelmesse auch die „Flötenuhrstimmung“ des großen Vorbildes getroffen.
Von Johann Sebastian Bach (1685-1750) werden zwei Frühwerke vorgestellt, die Praeludien und Fugen d-Moll und C-Dur (BWV 549a und 545a), sowie drei manualiter gespielte Choralfughetten aus der Kirnberger-Sammlung, die wieder eine geistige Klammer zu Pachelbel bilden.
Klemens Schnorr, vormals an der Musikhochschule München, jetzt in Freiburg/Br. Orgellehrer, weiß, daß bei der Orgel fast alles an der Registrierung und ihrem Wechsel liegt. An der zungenarmen Benediktbeuerner Barock-Orgel gelingt ihm eine sehr vitale Darstellung; die durch Terzchöre geprägte Klanggestalt des Instruments dient ihm dazu, die notwendigen, dem Charakter der jeweiligen Kompositionen entsprechenden Klangfarben einzusetzen. Die Klangqualität der Aufnahme läßt keine Wünsche offen.
Die Vielzahl der im Musikhandel erhältlichen CDs mit barocker Orgelmusik erfährt mit den hier eingespielten Stücken eine angenehme Bereicherung.